Wie in jedem Jahr hatten wir einen Adventskalender für die Bewohnerinnen und Bewohner unseres Wohnbereiches gebastelt und pünktlich zum 1. Dezember in den Tagesraum gestellt.
Am dritten Tag fiel uns Mitarbeitenden auf, dass bereits das Päckchen für den 4. Dezember geöffnet war.
Am 6. Dezember war am Morgen die Tüte mit dem Nikolaus auch verschwunden.
Am 7. Tag passierte nichts…
am 8. Dezember fehlten dann bereits die Päckchen für den 9. und 10. Dezember.
Einige Bewohnerinnen und Bewohner ärgerten sich, weil sie selbst doch an der Reihe waren mit dem Päckchen öffnen und taten ihren Unmut kund. Es wurde wild spekuliert, wer es denn wohl gewesen sein könnte und man vertrat die einhellige Meinung, dass dieses doch wohl eine Unverschämtheit sei.
Am 10. Dezember in der Nacht wurde unsere Weihnachtsmaus dann auf frischer Tat ertappt.
Frau S. hatte sich in den Tagesraum geschlichen und wurde von der Nachtwache mit dem Mund voller Schokolade und dem Geschenkpapier in der Hand gemütlich in einem Sessel sitzend erwischt. Keiner konnte der dementen Dame mit dem schönen Lächeln böse sein. Stattdessen teilten in den Tagen darauf viele der Bewohnerinnen und Bewohner noch ihre Päckchen mit Frau S.
Seit dieser Nacht hatte Frau S. aber auch immer einen Süßigkeitenvorrat in ihrer Nachttischschublade, den ihre Tochter gewissenhaft auffüllte.
Diese Geschichte kommt mir häufig in den Sinn, wenn Bewohnerinnen und Bewohner in der Einrichtung Dinge vermissen.
Sie kommt mir aber auch dann in den Sinn, wenn ich überlege, wie nahe Unverständnis und Verständnis füreinander oft beieinanderliegen.
Und sie kommt mir in den Sinn, wenn ich daran denke, wie schön das Gefühl des Teilens sein kann.
Geteilte Freue ist doppelte Freude, gerade in der Weihnachtszeit.