Es war Sommer und die Temperaturen auch am Abend und in der Nacht recht warm.
Herr T. klingelt. …“Mir ist so warm, ich kann es kaum aushalten…“
Nachdem ich ihm etwas zu Trinken und ein Eis gegeben und die kühlen Waschlappen mittlerweile zum vierten Mal ausgetauscht hatte, schaute er mich an und sagte zu mir: „Früher wäre ich einfach ins Wasser gesprungen bei so einem Wetter; ich war immer eine totale Wasserratte, eine Wohltat, sage ich ihnen. Aber jetzt, nach meinem Schlaganfall geht das alles nicht mehr.“
"Mh…", dachte ich, "eine Wasserratte also."
"Haben Sie Lust auf ein kühles Bad?", fragte ich kurzerhand? Seine Augen begannen zu leuchten. Ich schnappte mir eine Kollegin, wir setzten Herrn T. in seinen Rollstuhl und fuhren mit ihm nach draußen in den Garten, wo eine Kneippanlage installiert ist.
"Nur die Füße reicht aber nicht", sagte er, "könnt ihr mich da irgendwie reinsetzen?"
Mit weiterer männlicher Verstärkung, saß Herr T. dann wenige Minuten später quietschvergnügt im Kneippbecken. „Jetzt noch ein Bier und ich bin der glücklichste Mensch der Welt…“ Auch das gab es dann noch von uns serviert und bei anhaltender Wärme musste das Ganze in den folgenden Tagen natürlich wiederholt werden.
"Das bleibt aber unser Geheimnis", sagte er, "sagen Sie das bloß nicht meiner Frau, dann darf ich mir was anhören."
Seine Frau hat es einige Tage später heraus bekommen, Ehefrauen kann man halt nichts verheimlichen. Statt Ärger gab es dann aber nur ein Kopfschütteln und einen Kuss, mit der Aussage: „Ich kenne dich doch“ und er war nicht mehr allein im Kneipp Becken, seine Frau leistete ihm Gesellschaft, so, dass wir weiter unserer anderen Arbeit nachgehen konnten.
"Die traut sich aber nur mit den Füßen rein…", lachte er…
Ich erinnere mich gerne an diese kleine Geschichte zurück, weil es mir immer wieder bewusstmacht, dass man jedem Menschen auch mit Kleinigkeiten eine große Freude bereiten kann und dass zunächst unmöglich Erscheinendes, durch ein wenig Improvisation Realität werden kann. Außerdem hat es mir einmal mehr gezeigt, dass Menschen nicht immer so reagieren, wie man es vielleicht vermutet hätte…